Totenweg
Autor: Romy Fölck
Seitenzahl: 412 Seiten
ISBN: 978-3-7857-2622-8
Erhältlich: hier
Klappentext: Eine junge Polizistin. Ein Kriminalhauptkommissar kurz vor der Pensionierung. Nichts verbindet sie - außer dem nie aufgeklärten Mord an einem jungen Mädchen. Für ihn ist es ein Cold Case, der ihn bis heute nicht loslässt. Für sie: ein Albtraum ihrer Kindheit. Denn sie fand damals die Leiche und verbirgt seither ein furchtbares Geheimnis. Achtzehn Jahre hat sie geschwiegen - bis ein weiteres Verbrechen geschieht und die Vergangenheit sie einholt … (Cover, Klappentext by Bastei Lübbe)
Rezension:
Rezension:
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft …
ihr ganzes Leben wird von einem tragischen Mord bestimmt.
Mit Romy Fölcks Roman „Totenweg“
erscheint bei Bastei Lübbe der spannende Auftakt der neuen
Kriminalreihe rund um die angehende Kriminalkommissarin Frida
Paulsen, die sich nach einem Familienkonflikt plötzlich in einem
verhängnisvollen Konstrukt aus Lügen und Intrigen wiederfindet. Bei
der Erzählung ihres Romans legt die Autorin dabei großen Wert auf
die Einbindung eines „Cold Case“'s aus Fridas Heimatdorf, der
auch nach all den Jahren das Leben der Dorfbewohner maßgeblich
beeinflusst. Neben diesem Relikt der Vergangenheit bindet Fölck aber
auch einen aktuellen Kriminalfall mit in das Geschehen ein, sodass
der Leser unweigerlich gezwungen ist, Parallelen zwischen
Vergangenheit und Gegenwart zu suchen und die Liste der Verdächtigen
immer weiter verschwimmt.
Durch die Präsenz der beiden Fälle
kommt es bereits kurz nach Beginn zum Aufbau eines Spannungsbogens,
der die Charaktere von einem Konflikt zum Nächsten trägt und für
einen lockeren und schnellen Lesefluss sorgt. Letzteres ist natürlich
nicht nur der Spannung geschuldet, sondern auch Romy Fölcks
angenehmen Schreibstil, der quasi dazu einlädt, sich in der rauen
Natur Norddeutschland zu verlieren. Wie man es letztendlich auch
beschreiben mag, Totenweg hat vermutlich das Potenzial, von seinen
Lesern verschlungen zu werden.
Der Kriminalroman baut in seiner
Handlung voll und ganz auf seiner Protagonistin Frida Paulsen auf.
Mit ihr steht und fällt die Handlung.
Sobald die angehende Kommissarin nach
dem 'Unfall' ihres Vaters in ihr Heimatdorf zurückkehrt, wird für
den Leser deutlich, dass ein ungelöster Mordfall aus ihrer Kindheit
das Leben der jungen Frau und deren Entscheidungen maßgeblich
beeinflusst. Selbst nach all den Jahren nagt der Mord der besten Freundin an Fridas Seele. Daher ist es kaum verwunderlich, dass ihrer
Gedanken, je länger sie sich zuhause aufhält, immer schneller um
den Mordfall kreisen und sich ein dunkles Geheimnis seine Bahnen
brechen will.
Doch die Vergangenheit sollte ruhen,
weshalb die Polizistin beginnt, auf eigene Faust Ermittlungen im Fall
ihres Vaters anzustellen. Je tiefer sie gräbt und je näher sie
einer möglichen Spur kommt, umso gefährlichere Unfälle passieren
auf dem Hof ihrer Familie, welche schlussendlich alte Lügen
enthüllen. Das Familienbild der Protagonistin gerät ins Wanken,
alte Ängste kehren zurück und der Mordfall an Marit (ihrer
Freundin) erscheint in einem ganz neuen Licht, das seinen tödlichen
Schein auf die Protagonistin wirft.
Obwohl Frida Paulsen eine beeindruckende
Stärke aufweist, wird mit Fortlauf der Handlung immer deutlicher,
dass unter dieser mutigen Hülle ein verletzlicher und verängstigter
Kern steckt. Die Enthüllungen, die der Leser im Verlauf der Handlung
miterlebt, sind faszinierend und schockierend gleichermaßen, sodass
man beginnt, Frida in einen völlig neuen Aspekt zu betrachten. Trotz
all dieser Ereignisse und Rückschläge lernt die junge Frau aber
auch, die Vergangenheit zu akzeptieren und ihre Schwächen in Stärken
umzuwandeln. Eine Entwicklung, die unweigerlich zur Folge hat, dass
man mit der Kommissarin bangt.
Gespickt ist die Handlung
selbstverständlich im vielen Charakteren, die sowohl Freund als auch
Feind für die Protagonistin sein können. Doch welche Rolle sie auch
immer einnehmen, ihre Hauptaufgabe ist im Endeffekt die Verwirrung
der Leserschaft. Durch die Vielzahl der Charaktere, die
verschiedenste Handlungsstränge bedienen und immer neue Motive
erahnen lassen, ist die Romanwelt ein bunter Schauplatz von
Charakteren, die durch ihre verschiedenen Interessen eine lebendige
Welt entstehen lassen.
Bewertung:
Seine große Stärke hat „Totenweg“
eindeutig in der Verflechtung aus Cold Case und Gegenwartsfall. Die
beiden dadurch entstehenden Handlungsstränge erzeugen eine düstere
und an manchen Stellen recht verworrene Handlung, die aus „Totenweg“
einen interessanten Kriminalroman machen. Immer wieder muss man sich die Frage stellen, gehört dies möglicherweise zusammen? Unterstützt wird diese
Atmosphäre von den vielseitigen Charakteren, die sowohl für Leser,
als auch für Protagonistin häufig nur schwer zu lesen sind.
Obwohl sich meine alte „Schwäche“
- den Mörder viel zu schnell zu identifizieren – wieder bemerkbar
gemacht hat, ist es Fölck dennoch gelungen, mich, wenn auch nur
kurz, auf einige falsche Fährten zu lenken und neue bzw. äußerst
unerwartete Wendungen einzubauen, weshalb ich viel Spaß beim Lesen
des Romans hatte.
Als einziger Minuspunkt sollte jedoch
erwähnt werden, dass ich hier und da immer wieder kleine Probleme
mit Friedas Charakter hatte, da manche Entscheidungen oder
Handlungsweisen für eine Polizistin 'unpassend' waren und ich diese
somit nur schwerlich nachvollziehen konnte.
8/10 bzw. 4/5 Sterne
★★★★★★★★☆☆
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