Smoke


Erscheinungsdatum: 13.03.2017

Autor: Dan Vyleta

Seitenzahl: 624 Seiten

ISBN: 978-3-570-58568-9

Erhältlich: hier 

Klappentext: Wie sähe eine Welt aus, in der jede Sünde, jeder dunkle Gedanke sichtbar wäre? Smoke entführt den Leser in ein England vor hundert Jahren, in dem jede Verfehlung mit Rauch bestraft wird, der dem Körper entweicht. Auch Thomas und Charlie, Schüler eines Elite-Internats, werden immer wieder durch Rauch-Attacken gebrandmarkt, wenn sie den strengen Schulregeln nicht genügen. Doch dann finden sie – fast zufällig – heraus, dass die Gesetze des Rauchs längst nicht für alle gelten. Wieso gibt es böse Menschen, die nicht von Ruß befleckt sind? Und welche Rolle spielt der Rauch bei den sozialen und politischen Umbrüchen ihrer Zeit? Auf der Suche nach der Wahrheit begeben sich die Freunde auf eine dramatische Reise voller riskanter Abenteuer und düsterer Intrigen und rufen damit schon bald mächtige Feinde auf den Plan ...

Smoke ist ein sprachmächtiger, überbordend einfallsreicher Roman und zugleich eine kluge Parabel, die facettenreich die existenziellen Fragen nach Macht und Moral, Wahrheit und Lüge, Gut und Böse beleuchtet. (Cover, Klappentext by carl'sbooks)




Rezension:
Was ist gut, was ist böse? Wer legt fest, was richtig und was falsch ist und kann man sich dabei nicht auch einmal irren? In einer Welt voll 'Rauch' scheinen sich diese Fragen nur die wenigsten zu stellen.

Dan Vyleta kreiert in seinem neusten Roman "Smoke" ein etwas anderes England des 19. Jahrhunderts. Er erschafft eine Welt regiert von "Rauch", welcher aus den Körpern der Menschen quillt, wie sichtbar gewordene Sünde. Dieser Rauch ist es auch, der die reinen mächtigen Herrscher von der schmutzigen und verdorbenen Unterschicht trennt. Doch nicht alle scheinen ihr Schicksal einfach hinzunehmen. Während ihrer Zeit auf dem Internat stoßen die Protagonisten Charlie und Thomas auf seltsame Machenschaften, die sie an der Wahrhaftigkeit des Rauches zweifeln lassen. Immer tiefer graben sie sich in die Geheimnisse des Rauches vor, bis sie selbst nicht mehr wissen, wer Freund und Feind, was richtig oder falsch ist.
Während der Geschichte wechselt der Autor immer wieder zwischen den verschiedenen Charakteren des Romans und beleuchtet auch ihrer Schicksale und Beweggründe. Dadurch kommt es vor allem nach sehr spannenden Abschnitten ab und zu zu kleinen Handlungsflauten, die Pausen schon beinahe erzwingen.

Thomas und Charlie sind der treibende Keil des Romans.
Vor allem Thomas ist an der Aufklärung der Wahrheit interessiert, um sein tragisches und unausweichliches Schicksal zu ergründen. Immer wieder wird er von unbändigbarer Wut und kohleschwarzen Rauch gepackt, der sich sie eine Krankheit in seinen Geist frisst.Angst und Trotz treiben ihn an; lassen nicht zu, dass er aufgibt. Gerade dieser Trotz und sein unabbringbarer Wille zeigen häufig, dass Thomas dennoch ein Kind in einer Welt stoischer Erwachsener ist. Im Verlauf der Handlung erkennt man dabei sehr gut, wie Thomas beginnt sich mit seinem Schicksal abzufinden und dabei weiterhin einen gesunden Respekt seinem Rauch gegenüber beibehält. Er entwickelt einen Hass gegenüber der vorherrschenden, falschen Gesellschaft und rebelliert -wenn auch nur im Geiste- gegen das System. 
Charlie hingegen ist der ruhige, vernünpftige Gegenpol zu seinem besten Freund. Als Mitglied einer der bedeutsamsten Familien des Landes beherrscht er die Etikette des Adels blind und raucht kaum. Charlie ist schon fast das klassische Beispiel des Adels, wäre da nicht die kindliche Unwissenheit, die ihm die Welt entfremdet. Angetrieben von Thomas finden dessen Erkenntnisse bei Charlie fruchtbaren Boden und sie beginnen mit ihren Nachforschungen.
Livia ist wahrscheinlich das außergewöhnlichste Mitglied des Trios. Als Tochter von Baroness Naylor hat sie einen angesehenen Rang inne und verehrt den Rauch schon fast wie einen Gott. Emotionslos und rein, wie eine Porzellanpuppe tritt sie den beiden Jungen bei ihrer ersten Begegnung gegenüber. Doch unter ihrer Schicht für Schicht errichteten Schale brodelt der Rauch, bis er die Gelegenheit findet, an die Oberfläche zu brechen. Aus der reservierten und strengen Marionette wird mit der Zeit eine lebendige Frau, die lernt an ihren Idealen und Werten zur zweifelt. Dabei entwickelt Livia eine neue Sicht auf die Welt und beginnt zum ersten Mal richtig zu leben.

Der Roman ist gespickt von den verschiedensten Nebencharakteren und Handlungen. Nie ist etwas, wie es zu sein scheint. Aus einem Freund kann innerhalb von Sekunden ein Feind werden. Die Bewegründe sind dabei der unterschiedlichsten Natur und erwecken damit "Smoke" zum Leben. Mehr als einmal ist man schockiert von den unerwarteten Wendungen und den Prioritäten der Charaktere. Nichts ist nur schwarz oder weiß, alles ist verschiedenfarbig grau - wie der Rauch.

Bewertung:
Dan Vyleta stellt mit seinem Roman "Smoke" auf besondere Art und Weise die Frage nach Gut und Böse. Nichts ist, wie es zu sein scheint und überall lauert Gefahr. Besonders die lebendig gestaltete Welt zieht den Leser in ihren Bann und lässt die Handlung umso realistischer und unvorhersehbarer erscheinen. Vor allem ab der Hälfte des Buches nimmt die Handlung noch einmal richtig an Fahrt auf und brennt sich ins Gedächtnis. Was mich am Meisten an der gesamten Geschichte wurmt ist, dass Kernfragen wie zum Beispiel die Herkunft des Rauches größtenteils ungeklärt bleiben. Leider haben die erste Hälfte und einige Zwichensequenzen hier und da die Spannung getötet. An diesen Stellen musste ich mich zum weiter lesen zwingen, worüber ich aber am Ende sehr froh bin. 

"Smoke" ist im Hinblick auf andere Romane, die ich bis jetzt gelesen habe, anders aber keinesfalls schlechter. Eine Empfehlung für alle, die sich auch gern mal mit etwas ernsteren Hintergründen beschäftigen.

8/10  bzw. 4/5 Sterne 
★★★★

PS "Smoke" ist ein Rezensionsexemplar von Carl'sbook und Bloggerportal. Ich möchte mich bei euch dafür bedanken :) 

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